Finale: hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

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chronos42
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Finale: hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von chronos42 »

Hallo zusammen, eigentlich sollte hier ein abgeschlossener Reparaturbericht stehen zu diesem 18GHz Zähler.
Werde ich auch nachreichen, wenn ich Zeit habe.
Aber es hat sich nach der Reparatur der Keyboardanbindung und dem Offsetoszillator (Details kommen, wie gesagt, irgendwann später) ein weiterer, sehr hartnäckiger Aussetzfehler im 18GHz Messbereich gezeigt. Zunächst war es notwendig die Board-Extenderkarten zu besorgen, welche ein Amerikaner bei eBay als Bausatz anbietet.
Nachdem die eingetroffen waren konnte es weitergehen. Die von mir verdächtigte Karte auf das Extenderboard gesteckt, das Ganze in den Zähler, eingeschaltet und.....buff...Rauchwolke :o

Nein, das hat nicht mit dem Extender zu tun, das war ein saublöder Zufall, dass sich das Schaltnetzteil entschlossen hat genau jetzt zu verrecken.
Widmen wir uns also zunächst dem Schaltnetzteil.

Das besteht aus drei Modulen:

1: Netzeingang, Schalttransistoren und Prmärstromüberwachung.
primär.png
primär.png (490.87 KiB) 1478 mal betrachtet
Die beiden anderen Module sind jetzt nicht weiter wichtig, den Gesamtschaltplan des Gerätes findet man im Netz.

Zuerst mal das Ausmaß der Zerstörung ermittelt:
Netzsicherung geflogen.

R7, ein 3,3 Ohm Allen Bradlay carbon comp. Widerstand ist regelrecht explodiert.

Da nun die 300V Primärspannung an dem 50 Ohm Trimmpoti angelegen sind, ist dieses ebenfalls zerstört.

Die beiden Transistoren Q1 und Q2 haben beide 0 Ohm zwischen C und E, was zu erwarten war

R6 und CR2 haben überlebt, auch sonst gab es keine weiteren Schäden

R7, R5 und der Optokoppler CR2 sind für die Primärstromüberwachung eingesetzt. Bei einer Überlastung des Netzteils wird die Spannung der Optokoppler LED erreicht, der Optokoppler steuert dann eine Schaltung an, welche den PWM-Controller für ca. zwei Sekunden abschaltet und dann versucht neu zu starten. Gegen einen Kurzschluss der Transistoren kann diese Schaltung natürlich nichts machen.

Nun ja, das passiert bei alten Geräten nun mal. Leider wurde es jetzt noch mal teuer. Es mussten impulsfeste 3,3 Ohm 1 Watt Widerstände und ein stehendes 50 Ohm Trimmpoti besorgt werden. Das ist gar nicht mal so einfach, bei Mouser habe ich das Poti in der passenden Bauform und passende Widerstände gefunden, welche speziell als Ersatz für carbon composit Widerstände angeboten werden. Wer Mouser kennt der weiß, dass auch solche Kleinigkeiten richtig ins Geld gehen.

Nun waren noch Q1 und Q2, 2N4240 Schalttransistoren.
Die bekommt man noch, aber:
NOS-Typen von Motorola sind sehr teuer.
Es gibt billige Angebote bei eBay, allerdings mit sehr dubiosen Herstellersymbolen. Finger weg, wenn man die Transistoren nicht gleich wieder tauschen will!
Es gibt Firmen, welche die Typen noch herstellen. Mouser verkauft diese z.B. für fast 50 Euro, pro Stück....
Nein danke.
Das geht auch anders, es müssen nicht immer die ursprünglichen Bauteile sein.
Es gibt genug moderne, billige und überall erhältliche Alternativen. Diese sind kompatibel und haben bessere Eigenschaften in Spannungsfestigkeit und Strombelastung als die alten Originale aus den 70er Jahren.
Eine Alternative wäre hier z.B. der BUV46. In meinen Vorräten fanden sich noch zwei MJE18004, welche ebenfalls sehr gut geeignet sind. Diese habe ich eingebaut. Die Teile von Mouser sind noch nicht angekommen, ich wollte aber schon mal wissen, ob das Netzteil wieder läuft oder ob es weitere Schäden gibt. Den 3,3 Ohm Widerstand habe ich mit einer 200mA/flink Sicherung ersetzt. Netzteil läuft, Zähler ebenfalls, bis auf den 18GHz Teil. Sobald die Teile eingetroffen sind, geht es an dieser Baustelle weiter.

Und für alle, welche diesen Zähler kennen: Der Sampler ist nicht defekt, eine Reparatur ist somit auf jeden Fall möglich. Von den in diesem Gerät ständige verreckenden 5GHz Begrenzer/Verstärker ICs habe ich mir 10 Stück aus den USA besorgt, alles original hp ICs. Der erste davon ist schon verbaut. Aber dazu mehr in einer Fortsetzung.

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So, kleiner Fortschritt, alle defekten Bauteile im Netzteil sind erneuert, das Netzteil läuft wieder, auch der Überstromschutz.funktioniert einwandfrei.
DSC05156.JPG
DSC05156.JPG (378.19 KiB) 1417 mal betrachtet
Auf dem Bild sieht man, wie 5GHz von einem kleinen chinesischen Signalgenerator angezeigt werden.
Sieht gut aus, oder?
Nein, leider absolut nicht, nach wenigen Minuten fällt der Zähler reproduzierbar wieder aus, mittlerweile nicht nur der Ghz Bereich, sondern auch der 10Hz..500Mhz Bereich, bei welchem der komplexe HF Bereich gar nicht in Betrieb ist. Ich komme derzeit nicht so recht weiter, der Fehler ist auf der Karte A17 (Timing Generator Assembly) gut zu sehen, das Gate Signal wird irgendwann nicht mehr erzeugt, kurz vorher werden die Messwerte instabil. Leider ist das Ganze recht kompliziert, da hier mehrere Baugruppen beteiligt sind. Das Gatesignal verschwindet, weil der Timinggenerator nicht neu gesetzt wird, Das wird von der CPU Baugruppe gemacht. Im Fehlerfall leuchten manchmal auch Tasten auf, die gar nicht betätigt wurden. Somit kommt auch ein Busfehler in Betracht oder die CPU Baugruppe. Ich sehe also was passiert, aber ich weiß noch nicht, welche Baugruppe den Fehler auslöst. Macht man einen manuellen Reset des Timinggenerators, macht der Zähler genau eine korrekte Messung, dann einige instabile, dann hängt das Ganze wieder. Das verstehe ich auch noch nicht so wirklich, denn wäre die Firmware abgestürzt, ginge jetzt gar nichts mehr. Jetzt wäre es hilfreich ein zweites Gerät zu haben, um per Baugruppentausch den Defekt einzugrenzen.

Aber zunächst noch was zur Vorgeschichte:
Wie bei einigen Filmen machen wir eine Rückblende. Was geschah bevor das Netzteil gestorben ist?

Der Zähler wurde für einen überschaubaren Betrag defekt gekauft.
Angegebene Fehler: 18GHz Bereich funktioniert nicht, Tastatur funktioniert nicht zuverlässig. (Letzteres war nur indirekt beschrieben, warum sehen wir gleich).

Zustand nach Ankunft des Zählers:
Der Zähler hat leider keine Optionen, vor allem die optionale Pegelanzeige wäre super gewesen. Aber das wurde auch nicht verkauft, also keine Kritik am Verkäufer. Leider war auch nur ein TCXO verbaut. Passende OCXO-Quarzoszillatoren gibt es im Netz zu kaufen für rund 70 Euro, diesen habe ich nachgerüstet zu dem Zeitpunkt als sicher war, dass das Gerät zu retten ist. (Da bin ich inzwischen pessimistischer)

Gerät startete, somit funktionierten Display und Prozessorbaugruppen. Aber keine Reaktion auf Tasteneingaben. Der LF Zähleingang funktionierte ebenfalls. Am 18GHz Eingang angelegte Testfrequenz von 1GHz wurde nicht angezeigt, wie beschrieben gab es hier einen Defekt.

Nun gibt es hier eine wichtige Vorentscheidung: Der Sampler. Das Gerät ist sehr komplex aufgebaut, es ist kein klassischer Zähler sondern ein Hochfrequenzgerät. Wer die Funktion der Schaltungen verstehen möchte, der sollte sich durch das frei erhältliche Servicemanual durchlesen, ich möchte hier nicht seitenlang die Schaltung und das Messprinzip beschreiben, das gibt es alles schon.
Nur eine elementaer Funktionsbeschreibung zum Sampler. Das ist eine zentrale Baugruppe, welche leicht durch Überspannung am HF Eingang zerstört werden kann. Ersatz gibt es nicht, eine Reparatur der Hybridschaltung ist nicht möglich, ein defekter Sampler ist somit ein Totalschaden des Zählers.

Erster Schritt also ist es den Sampler zu überprüfen. Das ist relativ einfach, man geht nach dem Servicemanual vor und testet die verschiedenen Eingange der Baugruppe mit einem Multimeter. Damit kann man die internen Widerstände und die Samplingdioden auf Schluss oder Unterbrechung testen. Dazu muss das Modul ausgebaut werden, was einiges an Aufwand ist.
Was mir sofort negativ aufgefallen ist waren deutliche Spuren, das hier schon mal einer dran war. An den Schrauben und semi-rigid Verschraubungen wurde mit unpassendem Werkzeug herumgebastelt, Unterlagscheiben fehlten teilweise. Es besteht dann immer die Gefahr, dass hier ein einwandfreies Modul gegen ein defektes getauscht wurde oder der Defekt des Samplers festgestellt wurde, womit jeder Reparaturversuch endet. Da das Gerät als defekt angeboten wurde, kann man da nichts machen nachträglich, das war es dann. Das ist ein großes Risiko bei diesem Gerät.
Aber man muss ja nicht immer Pech haben. Die Überprüfung mit einem Multimeter zeigte zumindest im DC Bereich einwandfrei funktionierende Dioden, auch die Widerstandswerte stimmten alle.
Warum die Tastatur nur unzuverlässig funktionierte war auch schnell klar. Das Keyboard ist mit einem Flachbandkabel mit dem Mainboard verbunden, an dem Stecker zum Mainboard hat der Vorbesitzer einen Pin teilweise abgebrochen, was zu einem unzuverlässigen Kontakt führte. Das war genau die Leitung, welche den Tastatur-Interrupt auslöst. Steckverbinder wurde ersetzt, Problem damit gelöst.

Weiter ist aufgefallen, dass die meisten Board-Stecker auf dem Mainboard nachgelötet waren. Hier hat also schon mal jemand versucht, den oben beschriebenen Aussetzfehler zu beseitigen.
Hier schließt sich der Kreis wieder, wir sind wieder bei diesem hässlichen Fehler, bei dem ich derzeit auch nicht so recht weiterkomme. Nächster Schritt ist nun mit einem Logicanalyzer versuchen herauszufinden, welche Baugruppe das Problem startet. Was ich auch nicht so wirklich verstehe ist der Umstand, dass der Zähler einige Minuten perfekt funktioniert und dann anfängt zu spinnen. Aber weder Kälte noch Wärme hat einen reproduzierbaren Einfluss auf das Verhalten. Das wäre ja auch zu einfach.

Was ich gleich am Anfang lösen konnte war das Problem mit dem 18GHz Teil. Das muss ich hier nicht selbst beschreiben, die Reparatur entspricht genau dem, was Christof auf Amplifier.cd beschrieben hat:

https://www.amplifier.cd/Test_Equipment ... P5342A.pdf

Bei mir war genau dasselbe IC defekt auf genau derselben Baugruppe. Ich habe es allerdings nicht wie in dem Bericht durch einen MMIC ersetzt, sondern durch ein Original. Ich habe mir 10 Stück davon aus den USA besorgt, der Preis war im Zehnerpack recht moderat.
Der Zähler lief dann rund 24 Stunden Problemlos im Dauertest, bis die oben beschriebenen Probleme aufgetreten sind. Das wird sich vermutlich noch einige Zeit hinziehen, ich habe aber nicht vor aufzugeben. Wenn es ganz dumm läuft werde ich auf die Gelegenheit warten müssen einen zweiten Zähler zu bekommen, um das Problem mit Baugruppentausch einzugrenzen. Mit etwas Glück hat man danach sogar zwei funktionierende Geräte. Aber so weit ist es noch nicht.
Zuletzt geändert von chronos42 am 22 Apr 2023, 21:16, insgesamt 9-mal geändert.
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Re: hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von Messtechniker »

Immerhin gips nen Schaltplan vom Kandidaten. :)
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Re: Update 1 hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von chronos42 »

So, kurzes Zwischen-Update.

Ich komme derzeit nicht wirklich weiter, es bestätigt sich aber immer mehr der Verdacht, dass der Fehler in der CPU Karte liegt. Alle anderen Spuren, denen ich nachgegangen bin, endeten irgendwo im Nichts.
Es ist ein Fehler, der anscheinend temperaturabhängig ist, aber leider nicht eindeutig reproduzierbar. Was ich mittlerweise weiß (bzw. glaube zu wissen :? ) ist, dass der Fehler einige Zeit nach der Erwärmung auftritt. Auf Abkühlen, z.B. mit Kältespray, reagiert er aber nicht. Man muss das Gerät einige Stunden stehen lassen, danach funktioniert es wieder für zehn bis zwanzig Minuten einwandfrei. Dann macht die CPU wieder irgend einen Blödsinn, es werden dann z.B. sporadisch Select Signale an verschiedene Baugruppen gesendet zu völlig falschen Zeiten, was zu unbestimmbaren Verhalten führt. Ein versuchsweiser Austausch der zuständigen Adressdekoder auf der CPU Baugruppe hat nichts gebracht. Messtechnisch komme ich da nicht mehr weiter. Um die Baugruppe zu retten sehe ich keine andere Möglichkeit mehr als systematisch Bauteile zu tauschen, speziell die CPU, das RAM und die ROMs. So etwas mache ich ungern, aber mir fällt nichts besseres mehr ein. Ich beginne mit der CPU, bestellt ist eine, sobald sie hier ist wird man sehen was passiert. Das RAM lässt sich auch noch beschaffen, bei dem ROMs wird es aufwendig. Die Binärfiles gibt es im Netz, aber es müssen Adapterplatinen für EEPROMs gemacht werden. Ich hoffe, dass es nicht die ROMs sind.

Geplante nächste Vorgehensweise:

Zuerst die einfachen Dinge.

CPU tauschen.

Wenn das nichts bringt RAM tauschen.

Dann die aufwendigen nächsten Schritte, wenn der Austausch von CPU und RAM nichts geändert hat.

Ich werde mit meinem Signaturanalyzer versuchen einen eventuellen ROM-Fehler zu finden. (Dann kommt der endlich mal zum Einsatz)
Je nachem, was dabei rauskommt, muss ich dann doch an die ROMs rangehen.

Nebenbei bemerkt: Was mich sinnlos Zeit gekostet hat ist ein Fehler auf dem Bestückungsdruck der CPU Karte. Mindestens ein Testpunkt ist dort falsch beschriftet, was mich zeitweise auf eine völlig falsche Spur geführt hat. :roll:
Zuletzt geändert von chronos42 am 17 Jun 2023, 08:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Update 1 hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von chronos42 »

Kleines und möglicherweise erst mal letztes Zwischenupdate. Ich habe meinem Datron 1062 Digitalmultimeter mal kurz seine MC6800 CPU entnommen und diese in den hp gesteckt. Nach ziemlich genau 10 Minuten wieder dasselbe Problem. Die CPU ist es also nicht. Bei dieser Gelegenheit noch einmal versucht mit Kältespray irgend eine reproduzierbare Veränderung zu provozieren. Nichts, no way.
Mittlerweile neige ich dazu dieses Projekt erst mal einige Zeit ruhen zu lassen und dann mit freiem Kopf wieder ran zu gehen, wenn ich Lust dazu habe. Das bringt hier nichts mehr, irgendwie finde ich hier derzeit keinen Ansatz der zum Ziel führt. Wäre nicht das erste mal dass mir erst nach längerer Pause der entscheidende Gedanken zur Lösung gekommen ist.
Die Sache mit dem Signatur Analyzer werde ich aber noch versuchen, das wird aber etwas dauern, weil ich dazu etwas Hardware bauen muss. HP hatte ein spezielles Extenderboard für die CPU Karte, auf welchem sich etwas TTL Logik befindet, welche die Synchronsignale Start Stop und CLK für den Analyzer erzeugt. Das ist bei den einfachen Extenderbord Nachbauten von sparko6079 (ebay Name) nicht vorhanden. Vielleicht bringt mich das irgendwie weiter. Kann auch sein, dass ich mir bei günstiger Gelegenheit ein zweites Gerät zulege und dann per Bordtausch den Fehler auf eine Karte eingrenzen kann.
Keine Ahnung wie das weitergeht, hier ist jetzt erst mal Pause.
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Matt
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Re: Update 1 hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von Matt »

Ich habe von henrik viele HP extender Karte mit 3,96mm Platinenrandstecker. Der kommt wohl aus HP 5060 (cäsium-Dinger)

Sag einfach, wieviel Kontakt hat CPU Board.. dann kann ich dir vielleicht passende ausleihen
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Re: Update 1 hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von chronos42 »

Hallo Matt, danke für das Angebot, aber ich glaube nicht, dass die passende Karte dabei ist.

Die CPU Extenderkarte ist für dieses Gerät etwas speziell. Es befindet sich darauf noch eine Decoderschaltung welche benötigt wird, wenn man die Signaturen der ROMs aufnehmen möchte.

Der Extender sieht so aus:
Adapter.png
Adapter.png (726.41 KiB) 1345 mal betrachtet
Hier die CPU Karte mit den Nachnauten der Extenderkarten:
DSC05163.JPG
DSC05163.JPG (585.45 KiB) 1345 mal betrachtet
Die Logic muss ich also noch dazubasteln.

Mein Plan ist es, zumindest die ROM Signaturen aufzunehmen. Das wird recht langwierig, weil jede Datenleitung aller drei ROMs überprüft werden muss, ob die Signaturen stabil bleiben über einen längeren Zeitraum.

Ich werde die CPU Karte dabei komplett extern betreiben, der Rest des Gerätes wird dazu nicht benötigt, es muss nur 5V und das 1MHz Taktsignal zugefügt werden. An die Extender werde ich die benötigte Zusatzlogik und einige Abgriffe anbauen.

Der Signaturanalyzer ist ein recht unbekanntes Modell von BK Precision, über welches man fast keine Informationen im Netz findet. Den gab es mal für wenige Euros bei Singer.
DSC05164.JPG
DSC05164.JPG (578.09 KiB) 1345 mal betrachtet
Wenn das mit den ROM Signaturen nichts bringt, dann versuche ich es noch mit den I/O und CS Signalen, das RAM wird man vermutlich so nicht testen können.
Wenn das alles nicht weiterführt hilft nur noch ein zweites Gerät und die Fehlereingrenzung mittels versuchsweisem Boardtausch.
Mir fällt wirklich nichts anderes mehr dazu ein.
Bei dieser CPU Karte gibt es einige Anzeichen, dass da schon mal einer dran rumgebastelt hat, ein IC wurde z.B. extrem pfuschig ersetzt. Das habe ich korrigiert. Ich gehe auch davon aus, dass das nicht die original CPU Karte ist. Hier wurde sehr wahrscheinlich die defekte Karte eines anderen Gerätes reingesteckt. Diese Erkenntnis nützt mir aber rein gar nichts..

Gruß
Karlheinz
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Re: Update 1 hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von chronos42 »

So, ich bin einen großen Schritt weiter, die CPU Baugruppe stürzt jetzt nicht mehr ab, der interne Selbsttest liefert nun stundenlang den Testwert 75 000 000, so wie es sein soll.

Zustand vorher war: Nach ca. 10..15 Minuten wurde der Testwert instabil, das galt auch für extern angelegte Frequenzen. Dann stürzte kurz darauf der Prozessor ab. Danach musste man das Gerät so ca. zwei Stunden stehen lassen, bis es wieder 10..15 Minuten funktionierte. Durch Abkühlen oder Erwärmen von Baugruppen lies sich der Fehler nicht beeinflussen. Ein völlig krudes Fehlerbild, zumindest dann, wenn man wie ich als blinde Nuss unterwegs war und das Offensichtliche nicht gesehen hat. Aber hinterher ist man immer schlauer. :oops:

Den Fehler suchte ich zunächst auf der CPU Baugruppe. Die Abstürze und die zuvor auftretenden Instabilitäten deuteten auf einen Fehler im Bereich RAM, ROM, CPU oder Busarbitrierung hin. Ich habe nun tagelang versucht einen Fehler auf der CPU-Baugruppe zu finden. Da war nichts! Es gab nichts, was auf irgendeinen Fehler hindeutete.

Also habe ich als nächstes begonnen Schritt für Schritt alle Karten zu entfernen, welche am Adress/Datenbuss hängen. Zwar funktionierte dann natürlich der interne Selbsttest nicht mehr, aber man konnte weiterhin sehen, ob der Prozessor abstürzt oder nicht. Um es kurz zu machen: egal welche Karte man entfernte, die CPU stürzte trotzdem ab nach ein paar Minuten.

Eine Karte hatte ich noch nicht herausgezogen, A17 Timing Generator. Über diese Karte wird auch der 1MHz CPU Takt geführt, wenn man sie entfernt funktioniert die CPU nicht mehr. Kein Problem, dann führt man den Takt halt extern zu. Um zu überprüfen wo ich an dem Karten-Extender die 1Mhz zuführen muss, habe ich den Takt dort gesucht. War auch sofort zu sehen.
Aber was war das denn, das Oszilloskop hatte Probleme darauf zu triggern. Das war kein Einstellungsfehler wie sich zeigte, sondern ein Jitter um genau eine Taktflanke.
Jetzt kommt ein sehr ärgerlicher Punkt, denn ich habe mir große Mühe gegeben das zu dokumentieren. Aber genau den Screenshot finde ich nicht mehr, irgendwas ist da schiefgelaufen. Es tut mir leid, aber ich kann dazu leider kein Bild liefern. :oops:

So sieht es aus, wenn alles funktioniert:
SDS00004.jpg
SDS00004.jpg (110.47 KiB) 1226 mal betrachtet
Man sieht den 10MHz Takt vom OCXO, darunter den heruntergeteilten 1MHz Takt, welcher u.a. die CPU versorgt, aber auch auf anderen Baugruppen benötigt wird. Der 1 MHz Takt jitterte im Fehlerfall dann um eine Taktflanke der 10MHz Frequenz.

Ok, Gerät ein paar Stunden abgeschaltet lassen. Einschalten und KEIN Jitter, Messwerte stabil, Firmware stabil.

Und jetzt kam der Moment, wo man sich an den Kopf fasst und sich fragt, warum man das nicht viel früher gesehen hat: Nach ca. 10 Minuten hat sich der OCXO soweit erwärmt, dass die OVEN Warnlampe am Zähler ausgeht, der OCXO hat seine Solltemperatur erreicht und nimmt nur noch wenig Heizleistung auf. Genau ab diesem Moment wird der angezeigte Testwert 75 000 000 instabil, ein paar Sekunden später stürzt dann die CPU ab.
WAS?? :idea:
Das war eindeutig reproduzierbar.
Es gab also ein Problem mit der Taktfrequenz. Wenn die instabil ist, hat das unvorhersehbare Folgen. Die CPU benötigt zwei Clocks, eine davon ist gegenüber der anderen ca. 10nS nacheilend. Mit der einen Flanke werden die Daten angelegt, mit der verzögerten Flanke werden diese dann in die Register übernommen, gleichzeitig geht das nicht. Wenn der Takt instabil ist, gerät diese Ablaufsteuerung durcheinander, es werden dann Daten zum falschen Zeitpunkt übernommen. Das führt zu instabilen Messwerten und bei der Übernahme von Daten aus RAM oder ROM zum Absturz. Genau mein Problem!

Selbstverständlich hatte ich zuvor schon den Takt überprüft, mir ist da aber nichts aufgefallen. Entweder hat es da gerade funktioniert oder ich habe nicht richtig hingeschaut. Im „lebendigen“ Adress und Datenbus sieht man das absolut nicht, dazu ist dort viel zu viel los, das geht völlig unter.
Wo war die Ursache für das Verhalten? Da es mit der Heizung des OCXO einen Zusammenhang gibt, musste es aus dieser Richtung kommen. Die 10MHz gehen vom OCXO auf die Karte A18, darauf befindet sich die Umschaltung für die interne oder eine externe Referenzfrequenz, zudem zwei Teiler, welche aus den 10MHz die Frequenzen 1MHz und 500kHz erzeugen. Die weiteren Überprüfungen konnten nun an den rückseitigen Anschlüssen gemacht werden. Ich habe 10MHz von einem Frequenzgenerator nun extern an die entsprechende BNC-Buchse an der Rückseite gegeben und auf externe Referenz umgeschaltet. Das Problem war sofort weg, stabile Anzeige und keine Abstürze mehr über Stunden hinweg.
OCXO defekt? Erst mal die Spannungsversorgung überprüfen. Dieser Zähler hat zwei Netzteile. Ein Schaltnetzteil und ein kleines lineares Netzteil, welches zwei Hilfsspannungen erzeugt. Dieses lineare Netzteil ist immer in Betrieb wenn das Gerät mit dem Netz verbunden ist. Es werden zwei Spannungen erzeugt, die eine versorgt dem PWM Controller und die Treiberstufen für die Schalttransistoren permanent.
Die andere Spannung versorgt den OCXO permanent. Eine unstabilisierte Spannung von ca. 28V versorgt die Heizung. Bei aktiver Heizung beträgt die Spannung ca. 21V, bei abgeschalteter ca. 28V. Diese Spannung war vorhanden, der Ripple betrug ca. 1,5 Vss, also alles in Ordnung, keine defekten Elkos.
Aus diesen 28V wird mit einem 12V Regler 78L12 eine 12V Spannung für die Temperaturregelung und den Oszillator des OCXO erzeugt.
12V.jpg
12V.jpg (82.07 KiB) 1226 mal betrachtet
Diese Spannung hatte statt 12V 14,8V und einen Ripple von fast 5Vss, also mehr als die Eingangsspannung. Die beiden Tantals am Ein und Ausgang des Reglers waren in Ordnung, defekt war der 78L12. Dieser Regler gibt alle möglichen Spannungen und Ripples aus, abhängig von der Eingangsspannung. Die Eingangsspannung wiederum ist abhängig von der Heizung, diese benötigt nach dem Einschalten ca. 10Minuten die volle Leistung. Das wiederrum erklärt....ach, das wisst ihr selbst wie es weitergeht :mrgreen:

Ja, ich habe nach der Netzteilreparatur natürlich alle Spannungen überprüft, aber nur die von dem Schaltnetzteil. Diese 12V hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Jetzt verstehe ich endlich warum ich seit Wochen einem Fehler hinterherlaufe, der nicht zu erklären war. Der ganze Aufwand nur
wegen einem 78L12.


Siegerfoto, würde Marc jetzt schreiben.
IMG_2.jpg
IMG_2.jpg (788.12 KiB) 1226 mal betrachtet
Zur Zeit ist noch ein 7812 im TO220 Gehäuse behelfsmäßig eingebaut, einen 78L12 habe ich nicht in den Vorräten, den muss ich erst noch besorgen.
Dieses nervige Kapitel ist also abgeschlossen, jetzt ist immer noch das Problem mit dem nur noch sporadisch funktionierenden 18GHz Messbereich vorhanden. Das ist als nächstes dran. Das wollte ich ja schon lange angehen, aber bei so alten Geräten kann es immer vorkommen, das während der Reparatur weitere Bauteile ausfallen. Hier hat es jetzt gleich zweimal das Netzteil getroffen.
Zuletzt geändert von chronos42 am 17 Jun 2023, 08:49, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Update 2 hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von Matt »

Tröste dich, mir ist genauso mit Fluke 3330B passiert.
Ding liefert kurze Zeit saubere Spannung aus, dann eiert es nach oben rum.

Ich habe Manual gefolgt und Spannung .... ah, ich poste einfach "kopie" aus andere Forum"
Alles fing an, dass Meßgerätstapel zu mir läuft.

Ursprung : NSPA (nee nicht adolf-Partei), Nato-Kalibierungslabor.

3330b.jpg


Da gibt Reservierungswünsche auf diverse Gerät.
Allgemein gehe ich nicht Reparaturswünsche ein.

Für potenzielle neue Besitzer kann ich sagen: Gut für ihm, dass ich Reparaturwunsch angenohmen habe.

Vorbesitzer hat Fluke 3330B (ist noch auf 115V eingestellt) zu 230V angeschlossen..
Ich habe auch ihm an 230V (falsche Kabel gegriffen, wollte zu Kabel aus Trennstelltrafo greifen) angeschlossen, aber der zuck nichtmal ... verräterische "115 v fuse" Edding an Front... :-s

3A Sicherung ist durch.

Also, mal fluchen und auf 230V umgestellt, da ging eine Widerstand auf Platine ins Qualm.
Das war +36V Netzteil (primitive stabilisierungsschaltung mit 1x Transistor und 1x Z-Diode)

Aber Fluke mag nicht richig sauber Spannung ausgeben: Kurz hat der saubere und präzise ausgegeben .
2-3 Sekunden später eiert Spannung nach oben und schafft nicht mehr als 260V DC auszugeben.

Fluke hat da ins Trickskisten gegriffen, was um Verlustleistung von Längstransistor anging.
Kisten liefert 0-1,1kv präzise Spannung und bis zu 100mA belastbar.

10V und 100mA... da heizt Längstransistor mit über 100W Wärme -> nicht praktiabel.
Daher wurde Rohspannung vorgeregelt. Mit Brückengleichrichter, Leistungstransistor und Bisschen gemüse als Vorregler und VCO steuert ihm.

Schaltungsbeschreibung spreng eh hier Seite.. ;-)... ich habe lang damit beschäftigt.

VCO schürt Vorregler dermaß ab..Das sagt Messung.

Nach 1 tag bin ich dank unübersichtliche Manual (bisher nahm ich 4µF Ölpapierkondensator als Siebkondensator an...) schlauer geworden:
Der hat 3x 125µF Elko (in Reihe) als Siebkondensator und Ölpapierkondensator ist Ausgangskondensator.
An Elkokette gemeßt: oh , um 100V Ripple...

-> schnell mal 4µF 6.3kV Dose parallel dran gehängt -> jetzt geht es.

*freu*

10 minutes later..

Überlastsicherung greift ein.
Messung sagt VCO tot..
Pulsübertrager zu Vorregler semikaputt
vorregler voll aufgesteuert und hat sich durchlegiert und hat meine metex Multimeter mitgenohmen (hing an Hochspannung.-AC und möge nicht 1.4kV AC.. )

*KOTZ*

Pulsüberträger durch Kompensationsdrossel ersetzt und Vorregler 2x TO3 Transistor (ähnliche Spec wie BU208 ) muß erneuert werden..
*KOTZ2* BU208und konsorte -Tüte habe ich entsorgt (da ich eh nicht mit TV mache..)

Glück: habe halbkaputte Transistor-Paar aus Tek LLC-Schaltnetzteil (1971 )
Halbkaputt ? Es erfüllt Datenblatt-Spec beim Stromverstärkung nicht wirklich und ist immernoch gegenüber BU208 überlegend.
Eingebaut -> jawohl, das kackfass geht wieder..
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Messtechniker
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Re: Update 2 hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von Messtechniker »

Ja, durch son Drama muß jeder Reparateur von Zeit zu Zeit durch. :o
Da war die Wiederblebung meines UPGR noch vergleichsweise halb so schlimm.
Da keine fliegenden Sicherungen und keine intermittierenden Fehlerbilder und
auch keine Superduper-Custom-Spezialteile, die das Todesurteil bedeuten könnten.
Und auch nicht zu viele Platinen mit vielen Bauteilen.
War also bei dir, chronos42, so ziemlich die Höchststrafe. Respekt.
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ProgBernie
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Re: Update 2 hp 5342a 18GHz Zähler mit mehreren Baustellen

Beitrag von ProgBernie »

Glückwunsch zur Behebung des Fehlers. Ich hatte mal lange Zeit an einem Modul meines Kontron-Eprombrenners gesucht. Und erst nachdem ich mehrmals auch das Grundgerät getauscht hatte fiel mir auf, daß ich einen Fehler zweimal reparieren musste. Letztlich hat der Fehler im Modul das Grundgerät beschädigt, welches dann wieder das Modul gerissen hat...
Gruß Bernd
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